Das Thema der Arbeitsintegration gewinnt im beruflichen und sozialen Arbeitsumfeld 5.0 immer mehr an Bedeutung. Für einen (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt werden dabei immer häufiger Job Coaches angefragt, die Arbeitssuchende individuell, ressourcen- und lösungsorientiert begleiten. Im Lernwerkstatt Lehrgang «Job Coaching» mit den Fachrichtungen Training und/oder Coaching wird man zum Dipl. Job Coach LWO.
Eine Stärke der Lernwerkstatt Olten war schon immer die Weiterbildungsbedürfnisse der Berufswelt und der Bildungsbranche zu erkennen und geeignete Lehrgänge hierfür zu entwickeln. Ein weiteres Beispiel dafür: Das Job Coaching, welches immer mehr Bedeutung im grossen Bereich der Arbeitsintegration erlangt.
Das Bedürfnis nach Job Coaches wächst. Denn die Begleitung von Stellensuchenden erfordert mehr als das Finden einer neuen Anstellung. Da sind Coaches oder Trainer/innen gefragt. Und so hat die Lernwerkstatt Olten (LWO) den Lehrgang Dipl. Job Coaches LWO entwickelt. Das Ziel: Mit viel Gespür für die Individualität der Klienten und Klientinnen sollen die Dipl. Job Coaches LWO das passende Angebot auf dem Arbeitsmarkt ausloten sowie das Potenzial der/des Stellensuchenden nutzen, respektive erweitern. Dabei gilt es, eine tragende Beziehung zu den Klienten aufzubauen, die geprägt ist von Vertrauen und einem ehrlichen, achtsamen Miteinander. Meistens arbeiten Dipl. Job Coachs LWO eng mit RAV- oder IV-Beauftragten zusammen und vermitteln zwischen deren Forderungen und den Klientenbedürfnissen. Je nach Programm, Auftraggeber/in und Klientel überwiegt der Anteil Training oder Coaching. Dementsprechend ermöglicht die Lernwerkstatt unterschiedliche Zugänge zur Weiterbildung und weist diese auf dem Diplom durch Angabe der Fachrichtung Coaching und/oder Training differenziert aus.
Stefan Baumann ist ein leidenschaftlicher Job Coach. Er hat sogar ein Reisemobil zu einem «Bürobus» umgebaut. So ist er jeweils bei seinen Coaching-Einsätzen genau da, wo sich das Umfeld der Klientinnen und Klienten befindet.
Stefan Baumann, welche Klienten begleitet eigentlich ein Job Coach?
Alle Klienten haben einen erschwerten Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Das können Jugendliche sein, Erwachsene mit einer psychischen oder physischen Beeinträchtigung, Leute aus der 50+ Generation, aber auch Delinquente, Langzeitarbeitslose, Asylsuchende, Gehörlose, blinde Menschen und so weiter.
Es gibt ja mittlerweile ein breites Angebot an Coaches. Jetzt stellt sich also die Frage, wie sich Job Coaching vom «normalen, herkömmlichen Coaching» unterscheidet? Wo ist der besondere Mehrwert?
Das kommt sowohl auf die Auftraggeber/in, als auch auf die Integrationsfirma an, wie diese Job Coaching vom «normalen» Coaching unterscheiden. Findet man eine Integrationsfirma, welche nach dem Ansatz von Recovery und nach den Prinzipien von Supported Employment arbeitet, kann man fast wie ein «konventioneller» Coach arbeiten. Man muss dabei beachten, dass alle Job Coachees (=Klienten und Klientinnen eines Job Coaches) einen erschwerten Zugang zum ersten beziehungsweise allgemeinen Arbeitsmarkt haben. Dies bedeutet, dass auf einen Job Coach neben dem Coachen noch andere Aufgaben hinzukommen. Dazu gehören die Akquise, schwierige Gespräche führen, Mehrecksverträge abschliessen, Akten führen und Berichte schreiben. Was den Beruf als Job Coach komplexer, aber auch enorm interessant macht.
Welche Kompetenzen sind für einen Job Coach wichtig?
Die wichtigste Kompetenz ist die Empathie. Es braucht Empathie zu den verschiedensten Job Coachees, die aus einem bestimmten Grund einen erschwerten Zugang zum ersten Arbeitsmarkt haben. Es braucht Empathie für die Kostenträger und Auftraggeber, die unter hohem Druck stehen, weil sie Kosten einsparen müssen. Und es braucht Empathie für die Arbeitgeber, die gewillt sind, einen Job Coachee bei sich zu integrieren. Wenn es dem Job Coach gelingt, alle Beteiligten ins selbe Boot zu bringen und es dadurch zu einer Inklusion kommt, dann ist dies nicht nur ein Gewinn für die involvierten Personen, sondern ein Gewinn für die ganze Gesellschaft. Neben der Empathie braucht es Kompetenzen in Coaching, Organisation, Fall- und Gesprächsführung. Zudem muss ein Job Coach flexibel und in der Wirtschaft gut vernetzt sein.
Wie werden sich diese Kompetenzen den künftigen Bedürfnissen anpassen?
Gerade der Ukrainekrieg hat erneut aufgezeigt, wie schnell man als Job Coach, wie auch als ganze Nation flexibel reagieren muss, wenn es beispielsweise darum geht, Flüchtlinge aus der Ukraine in die Schweizer Arbeitswelt zu integrieren. Zum Beispiel lernt man von einem Tag auf den Anderen, wie man mit einer App auf dem Smartphone Deutsch in Ukrainisch übersetzen kann.
Was ist besonders an der Ausbildung zum Job Coach bei der LWO?
Das Spezielle an der Ausbildung zum Job Coach bei der LWO ist, dass wir drei Kursleitende zusammen total 30 Jahre Erfahrung als Job Coaches mitbringen. Die Teilnehmenden können somit von einem grossen Erfahrungsschatz profitieren. Der Lehrgang dauert je nach Fachrichtung 24 bis 26 Tage und umfasst drei Teile. Im Teil Job Coaching können die Teilnehmenden ihre Kompetenzen mit einem wichtigen Zweig im Bereich Coaching erweitern und mit einem Diplom als Job Coach die Chance erhöhen, in Zukunft als Coach eine Arbeitsstelle zu finden.
Warum gibt es bei der LWO zwei Fachrichtungen – also Coaching beziehungsweise Training?
Die Fachrichtung Coaching ist an Coaches und an betriebliche Mentoren und Mentorinnen gerichtet, die in einer Integrationsfirma als Job Coach tätig sind oder sich für eine Arbeitsstelle in diesem Bereich interessieren. Je nach Integrationsfirma werden die Aufgaben eines Job Coaches aufgeteilt. So besuchen zum Beispiel die Job Coaches ein Training zur Erstellung von Bewerbungsdossiers oder ein Training zur Erstellung von Bewerbungsdossiers oder ein Training im Üben von Vorstellungsgesprächen. Die Fachrichtung Training ist somit an Kursleitende gerichtet, die solche Trainings anbieten.
Wie werden sich die Bedürfnisse der aktuellen und künftigen potentiellen Kundschaft entwickeln?
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die herkömmliche Integration – also «first train, than place» – viel teurer ist als das Prinzip des Supported Employment – also «first place, than train». Dazu kommt, dass es weniger erfolgreich ist als Job Coaching. So sind die Kosten der Infrastruktur einer Institution, die herkömmlich integriert und beispielsweise eine eigene Infrastruktur betreibt, exorbitant höher sind als die Kosten eines Job Coaches der für seine Arbeit ein Auto und ein Smartphone und einen Computer benötigt. Viele stellen sich die Frage: Wie lange können wir uns solche teuren Institutionen noch leisten? Studien haben aufgezeigt, dass die Kosten und der Erfolg einer Arbeitsintegration in einer Institution nicht aufeinander abgestimmt, also nicht optimiert sind. Von daher bin ich überzeugt, dass das Bedürfnis nach «richtigen» Job Coaches, welche nach den Richtlinien von Supported Employment arbeiten, in den nächsten Jahren zunimmt.
Was sind die Berufsperspektiven für einen Job Coach?
Ist ein Job Coach gut mit der Wirtschaft vernetzt, zudem empathisch und gut ausgebildet, dann ist er oder sie bei Integrationsfirmen, die mit IV-Stellen, dem RAV, Sozialdiensten, und der KESB zusammenarbeiten oder auch bei Stiftungen und Einrichtungen, die sich auf eine spezifische Klientel spezialisiert haben, sehr gefragt. Es findet gerade ein Umdenken in der Politik statt, wie beispielsweise die Umbenennung der Gesundheits- und Fürsorgedirektion im Kanton Bern in Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion beweist. Wenn die anderen Kantone und Sozialversicherungen mit dem Umdenken in diese Richtung folgen, wird es in Zukunft mehr Job Coaches brauchen.
JoW
Dipl. Job Coach LWO
Ausbildungsziel: Professionelle Begleitung von Einzelpersonen im Umfeld der arbeitsmarktlichen Massnahmen (AMM)
Fachrichtungen: Coaching und Training
Dauer: 24 bis 26 Tage
Mehr Infos:
lwo.ch/jobcoach